|
Heinrich Kortsch

Workshop zum Service Innovation Lab Steinfurt

Die Teilprojekte Vertrauen und Gesetzesvollzug der DFG-Forschungsgruppe „Digitale Mittelstadt der Zukunft“ (DMDZ) der Universität Münster waren am 14.11.2023 am Kick-off des Service Innovation Labs des Smart Region Koordinationsbüros des Kreises Steinfurtsbeteiligt. Die Anwesenden kamen aus verschiedenen Teilen der Verwaltung, womit ein breiter Pool an Wissen über die Vorgänge innerhalb der Verwaltung vorhanden war. Dabei wurde das Programm in drei Workshops unterteilt, von denen die DMDZ zwei stellte. 

Für das Teilprojekt Vertrauen wurde ein kurzer Impuls zu Vertrauen in Mittelstädten präsentiert. Vertrauen wird in der Regel definiert als die Bereitschaft verletzlich zu sein und Kontrolle über Prozesse abzugeben. Vertrauen gilt daher als wesentliches Merkmal funktionierender städtischer Ökosysteme: Ohne gegenseitiges Vertrauen der Akteure einer Stadt zueinander können Innovation und Kollaboration nicht entstehen. Die Akteure sind dann nicht bereit, Risiken einzugehen, z. B. in gemeinsame Projekte zu investieren, weil eine gemeinsame Grundlage fehlt: gemeinsame Werte und ein gemeinsames Ziel. Die (digitale) Weiterentwicklung von Mittelstädten hin zu lebenswerten Wohn-, Arbeits- und Lebensräumen erfordert also eine vertrauensvolle und wertebasierte Zusammenarbeit aller Akteure der Mittelstadt. Im Kontext der Digitalisierung ist es also wichtig zu verstehen, wie und welche Akteure interagieren und welche Risiken sie dabei jeweils eingehen. Nur mit diesem Verständnis lässt sich das Ökosystem "Digitale Mittelstadt" steuern. Mit diesem Ziel haben Teilnehmerinnen im anschließenden Workshop gemeinsam Modelle bestehenderVertrauensbeziehungen in Mittelstädten erarbeitet. Anschluss wurden derzeit bestehende und zukünftig geplante Maßnahmen diskutiert, um gesunde Vertrauensbeziehungen zwischen diesen Gruppen zu steuern und aufrechtzuerhalten. Wir werden weitere Workshops durchführen, um ein breiteres Bild von Vertrauensbeziehungen in Mittelstädten zu erhalten.

Im Workshop des Teilprojekts Gesetzesvollzug wurden interaktiv die IST- und SOLL-Zustände der Operationalisierung von Gesetzen für die Leistungserbringung erhoben. 

Dazu wurde zunächst über eine Diskussionsrunde gesammelt, wie ein Gesetz aktuell operationalisiert wird und wo Probleme dabei auftauchen. Ein wichtiger Punkt der IST-Erhebung der Gesetzesoperationalisierung sind die Fragen der Zuständigkeit und der Ressourcenverfügbarkeit und -zuweisung sowie der Inkenntnissetzung des Personals. Auch die Stakeholder spielen eine wichtige Rolle, da die Auswirkungen der Operationalisierung maßgeblich durch die Innen- bzw. Außenbeziehungen der Stakeholder bestimmt werden.

Für die Entwicklung des SOLL-Zustandes wurde eine Variante der 635-Methode angewendet. Das Ziel war es, in sukzessiven Runden die Ideen der Mitstreiter*innen zu verfeinern, um entweder Verknüpfungen herauszustellen, neue Ideen zu inkludieren oder Gegensätze aufzudecken. Dabei wurde der Wunsch nach behördenübergreifend einheitlicheren Prozessen und eine interkommunale Zusammenarbeit deutlich. Uneinig war man sich, ob Komponenten top-down für die kommunale Nutzung bereitgestellt werden sollten oder die Entwicklung von Komponenten vollständig auf kommunaler Ebene erfolgen sollte. Auch sollten Anreize zur Nutzung der digitalen Leistungen geschaffen werden, um diese den Bürger*innen attraktiver zu machen. Der Gesetzgeber sollte bei der Formulierung neuer Gesetze die Operationalisierung und Digitalisierung mitdenken.

Die Pressemeldung des Kreises Steinfurt zum Workshop finden Sie hier: https://www.presse-service.de/data.aspx/static/1143987.html