Vertrauensmanagement in Digitalen Mittelstädten
Etwa 80% aller Verwaltungsleistungen werden in Deutschland auf kommunaler Ebene erbracht und mit der Verabschiedung des Onlinezugangsgesetzes wird die digitale Bereitstellung von 575 Verwaltungsleistungen über alle föderalen Ebenen hinweg zur Pflicht. Bundesweit bevorzugen Bürger*innen aber immer noch den persönlichen Gang ins Amt. Insbesondere kleinere Kommunen stehen vor der Herausforderung, kostspielige Online-Angebote zu schaffen, die aber nur wenig genutzt werden. Oft wird hier auf die Bedeutung der Vertrauensbeziehung zwischen Bürger*innen und Verwaltungen hingewiesen. Über eine Vielzahl von Studien hinweg zeichnet sich eine positive Wirkung von Vertrauen auf Nutzungsbereitschaft und Nutzung ab. Gerade Mittelstädte können davon profitieren, dass ihnen tendenziell hohes Vertrauen entgegengebracht wird. Dies liegt etwa an der räumlichen Nähe, die eine genauere Evaluation politisch-administrativer Prozesse aus Bürger*innensicht erlaubt, politische Entscheidungen aber auch direkt erlebbar macht. Das Vertrauen von Bürger*innen in lokale Verwaltung kann also als besonderes Asset von Mittelstädten betrachtet werden. Die zunehmend digitale Vermittlung von Kontakten der Bürger*innen zu ihren Verwaltungen verändert aber das Vertrauensverhältnis und macht zunehmend die technische Infrastruktur zu einem Akteur, dem Vertrauen entgegengebracht wird oder der Vertrauen zwischen Verwaltung und Bürger*innen mediiert. Zudem steht die Wahrung der digitalen Souveränität der Bürger*innen immer häufiger in einem Spannungsverhältnis zu den Digitalisierungsmaßnahmen von Verwaltungen und kann sich ebenfalls auf bestehende Vertrauensbeziehungen auswirken. Das Projekt untersucht vor diesem Hintergrund, wie sich bestehende Vertrauensbeziehungen verändern und welche neuen Vertrauensbeziehungen in Mittelstädten durch die zunehmende Verwaltungsdigitalisierung entstehen? Außerdem wird ein Tool konzeptualisiert, dass das strategische Management von Vertrauensbeziehungen in Mittelstädten unterstützt und die Wahrung wirtschaftlicher Interessen der öffentlichen Verwaltung einerseits und die Wahrung der digitalen Souveränität von Bürger*innen andererseits ausbalanciert und unterstützt.